USA - Pause.

Stille.

Nach dem zweiten Klicken des Zündschlosses. Man kann den Schlüssel noch auf „Start“ weiterdrehen, doch das Ergebnis ist höchstens ein schmerzhaftes Handgelenk.

Also startet eine umfangreiche Suchkampagne, beginnend mit den üblichen Verdächtigen: Die Sicherungen & Relais.
Gefunden. Die Schuldige: 10 A, mit GUAGE betitelt, versorgt sie diverse Verbraucher mit dem Zündungsplus, Klemme 15.

Wir haben vorgesorgt und eine größere Anzahl eingepackt. Diese sind schnell zur Hand, doch nach dem Austausch ist nach 2 Sekunden auch die neue Sicherung durchgebrannt. Klingt soweit nach einem klassischen Kurzschluss.

Eigentlich läuft ein 1HD-FT - wenn einmal gestartet nahezu ohne Elektrik. Da die Starterrelais zur Freigabe der 24 Volt für den Anlasser aber ohne das Zündungsplus nicht Ihren Dienst aufnehmen, bleibt es still.

Wir sind ja vorgeschädigt, was Fahrzeugpannen an ungünstigen Orten betrifft - s. die letzten Einträge.

Was also tun? Ein Griff an das Starterrelais bestätigt den Verdacht: kein Klacken - dort kommt kein Strom an. Also mal anfangen, die erste Verkleidung des Armaturenbrettes zu entfernen, um den Sicherungskasten besser in Augenschein nehmen zu können. 
Hilft aber alles nichts, optisch intakt. Das Multimeter dagegen bestätigt eine direkte Verbindung der über die GUAGE-Sicherung laufenden Kabel zur Fzg-Masse.

Die Hoffnung, den Defekt hier auf dem Parkplatz beheben zu können, schwindet. Ein Blick auf die Landkarte sowie ein hilfsbereiter Biker weisen Alpine als nächste „Stadt“ mit einer Werkstatt aus. Er bietet uns sogar an, dort hinzufahren und nach einem Abschlepper zu fragen.
 Wir nehmen das Angebot dankend an, in der Zwischenzeit wird weiter geprüft & verzweifelt.

Nach der Rückkehr des Bikers sowie einiger Telefonate mit der Werkstatt taucht dann nach einer gefühlten Ewigkeit der Truck auf, dessen Winde zieht unseren stummen Blauen auf die Ladefläche.

Nach einer schwankenden Fahrt wird abgeladen, wir erklären dem Werkstattbesitzer die Historie und fragen bereits beim benachbarten Motel nach einer Schlafstätte. Auf einmal hören wir im Hintergrund das vertraute Geräusch - er läuft wieder. Doch dann - wieder Stille. Kurz darauf - er läuft erneut.

Wir wollen schon die eben getätigte Reservierung wieder stornieren, als wir erfahren, wie der HDJ80 wieder von den Toten erweckt wurde: „We used a Jump Starter and replaced the Fuse. With 10 & 15 A no chance, but a 30 A worked long enough to crank the starter.“

Oha. Starthilfe mittels 3000 A Powerpack und das Ersetzen der 10 A Sicherung durch eine 30 A. DAS war so nicht geplant…

Uns gelingt es, weitere Startversuche zu unterbinden, das Motel liegt glücklicherweise gleich nebenan, die Straße dorthin ist abschüssig.

Die nächsten 2 Tage werden immer mehr Komponenten aus dem Innenraum ausgebaut, der eigentliche Defekt bleibt weiterhin verborgen. Parallel kontaktieren wir unsere Freunde in Jackson (MS). Über diverse Ecken landen wir - zunächst telefonisch - bei Richard in Mesa bei Phoenix. Er hat eine Vermutung und bei der gemeinsamen Suche nach dem Relais für Klimaanlage und Lüftung entdecke ich Steckverbindungen zwischen dem Motorraum- & Innenraumkabelbaum, die nicht mehr dem Auslieferungszustand entsprechen, Hier ist ein deutlich zu großer Strom geflossen.

Nun ist eigentlich klar, das wird hier in Alpine nichts mehr.

Einen weiteren Tag später laden wir den immer noch stummen - und etwas zerpflückten - Land Cruiser auf eine gemietete uHaul - Kombi. Das klappt von den Abmaßen her gerade so, aber stabil fährt sich das Gespann mit (vermutlich) negativer Stützlast und leerem Zugfahrzeug definitiv nicht.

Für die Strecke Alpine - Phoenix haben wir einen Tag einkalkuliert. Das schaffen wir gerade so, doch der V8-Durst des uHaul - Trucks vorn übertrifft Erwartung & Kalkulation etwas. 
Egal, wir müssen für die weiteren Schritte in deutlich dichter besiedeltes Gebiet, die Halle, in der Richard und seine Mitarbeiter arbeiten, scheint da ganz passend.

Da der uHaul nur für den Transfer gebucht ist, benötigen wir eine temporäre Bleibe sowie einen anderen fahrbaren Untersatz. Dies organisieren wir noch unterwegs, am nächsten Tag beginnt nach dem Fahrzeugtausch die Bestandsaufnahme an unserem stummen Blauen Land Cruiser.

Ergebnis: Es muss noch mehr demontiert werden. Also wandern Batterien nebst Halterung und Armaturenbrett neben den Land Cruiser. Eine Inspektion des nun freiliegenden Innenraumkabelbaumes offenbart weitere geschmorte Stellen, teilweise in Steckverbindungen oder aber auch im Kabelstrang an sich.

Die Ursache bleibt weiterhin unbekannt.

Es sind verdächtig viele Masseverbindungen betroffen, das kann man eindeutig erkennen.


Wir sind nun bereits seit einer knappen Woche in Phoenix.
Da Richard parallel zur Werkstatt noch einem Hauptberuf nachgeht, dehnt sich der Zeitplan kontinuierlich.
 Am anstehenden Wochenende werden wir daher einen Tagesausflug nach Flagstaff unternehmen, um die dort gestrandeten Amazon-Pakete abzuholen. 
Auf dem Rückweg legen wir einen Zwischenstop im Touri-Städtchen Sedona ein: Das erste Mal rote Felsen in einer Wüstenlandschaft. Glücklicherweise nicht so überirdisch heiß wie in Phoenix, da um einiges höher gelegen.

Nach einigen Fotostops und kleinen Klettereien auf den „Glocken“ Felsen kommen wir bei Einbruch der Nacht wieder in Mesa an.

Wahrscheinlich um uns auf andere Gedanken zu bringen, haben die Werkstattmitarbeitern am nächsten Tag einen Ausflug in den Tonto National Forest geplant. „Forest“ hat bei uns die Assoziation von schattigen Wäldern und Abkühlung hervorgerufen. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Wald aus Kandelaber Kakteen… also weder Schatten noch erfrischende Kühle, hätte man bei einem Blick auf die Landkarte ja auch vorher schon herausfinden können. Aber die Klimaanlagen der US-Versionen des Land Cruisers verrichten ordnungsgemäß Ihren Dienst und machen das Ganze erträglich.

btw…die Kakteen blühten, inmitten dieser rauen Landschaft…kontrastreicher hätte man sich das auch kaum ausdenken können.

 

Aber wir schweifen hier gerade ab - zurück zum Thema….Fehlersuche.

Der unplanmäßige Stop liegt nun bereits 1,5 Wochen hinter uns. Abgesehen von einem zerlegten, blauen Land Cruiser und brachliegenden Nerven sind wir nicht wirklich weitergekommen. Der Ausgang mit allen möglichen Optionen ist daher noch ungewiss….

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