Spanien - Mehr (Meer) sehen.

Ja, das Meer sehen wir auf dem Camino de la Costa regelmässig, fast täglich. Lediglich einige „Inlandsetappen“ versperren die Sicht auf die Linie am Horizont bzw. die Brandung an der Küste. Um so mehr freut es, wenn der (Eukalyptus-)Wald die Sicht wieder auf Wellen & co freigibt, oder der Aufstieg zum Aussichtspunkt bezwungen ist. Oft machen wir uns gegenseitig auf die optische Entschädigung der Strapazen mit eben jenem „Meer sehen!“ aufmerksam. Dass das nicht ganz der Grammatik entspricht, ignorieren wir mal, hat sich irgendwie so eingeschlichen und bleibt beharrlich im Kopf. 

Nach einem tiefen Atemzug (& ein paar Bildern) geht es meist weiter, der gelben Muschel bzw. den farblich passenden Pfeilen folgend.

Doch zwischen dem Meer sehe ich auch mehr – das liegt irgendwie an der Art der Fortbewegung. Nicht nur, dass man jede technische Errungenschaft beneidet, die Steigungen und Distanzen so mühelos überwindet – unabhängig von Alter oder Emissionsklasse. Die Augen werden etwas weiter geöffnet und man entdeckt viele kleine Details, die sonst nicht mehr wahrgenommen werden. Das gilt übrigens ebenfalls für das Meer – man sieht auch dort mehr, achtet auf einzelne Steine, die Wellen….Man(Ich) könnte das jetzt noch weiter detailliert ausführen - es sollte aber klar geworden sein , worum es mir geht oder?

Oft heißt es ja, dass man durch den Camino die ein oder andere Erfahrung macht bzw. Lebensweisheit erhält. Vielleicht ist dies ja etwas, das ich für mich mitnehme? Einfach mal zurückschalten (gern auch in die Untersetzung) und wieder lernen auf Details zu achten. Qualität statt Quantität also. 

So füllt sich der iPhone-Speicher auch zunehmend mit Aufnahmen der kleinen Dinge, die sonst gerne überrannt werden…

Nach der Philosophie-lastigen Einleitung wieder zurück zur Wanderung bzw. deren Begleiterscheinungen: 

Die Einlaufphase dürfte nun abgeschlossen sein – neben der morgendlichen Packroutine kennen wir nun unsere persönlichen Streckenlimits pro Tag. Ab dem Überschreiten dieser wird die Ferse plötzlich druckempfindlich, Zehen und Ballen beginnen mindestens zu kribbeln und die Hüfte mag auch net mehr so richtig. Auch der Griff nach den Wanderstöcken (endlich brauche ich die mal…) vergrößert den Aktionsradius nur noch unwesentlich. Lediglich das antreibende klack-klack-klack-klack… macht die restliche Distanz zum Tagesziel etwas erträglicher.

Da die Rucksäcke ja bereits gewichtsmäßig reduziert wurden (s. erster Blogeintrag) bleibt die Frage, ob das Problem ein hausgemachtes ist und durch einen Orthopädenbesuch vorab für das Anpassen spezieller Einlegesohlen hätte behoben werden können?

 

Während der letzten Abschnitte in Asturien erfahren wir nicht nur, wie sich eine 40% - Regenwahrscheinlichkeit anfühlt ($%grrrrr#&!), sondern wählen statt der offiziellen Camino-Streckenführung oft den Fernwanderweg E09, da sich dieser als Trampelpfad direkt entlang der Steilküste schlängelt. 

Btw: In den nächsten Tagen steht uns ein Wechsel bevor, wir verlassen in Ribadeo die Küstenlinie und biegen nach links in Richtung Santiago de Compostela ab. Unser Weg nennt sich ab nun „Camino del Norte“, da er sich geographisch annähernd aus dieser Richtung dem Ziel nähert. Umso mehr wurden die letzten Meerblicke genossen & dokumentiert.

 

 

Ehe wir nun das Meer eine Weile nicht mehr sehen werden, gibt es zum Abschluss noch ne Zugabe – anstelle am Ruhetag faul im Bett liegen zu bleiben, schauen wir uns die Catedrais‘ Beach an. 

Diesen geschützten Strandabschnitt mit seinen speziellen Gesteinsformationen darf man nur nach Anmeldung betreten – doch es lohnt sich (mal wieder)! Hätte man sich nicht besser ausdenken können…Leider beendet die nahende Minibus-Ankunft die Erkundungstour viel zu früh, es geht zurück nach Ribadeo…..

Weiter geht’s beim nächsten Eintrag - garantiert mit weniger Meer…versprochen.

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Spanien - Camino del Norte von Ribadeo bis Santiago

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Spanien - ¡Buen Camino!